Wer die feinen Klänge in der Nacht zum 4. Oktober 1957 registrierte, mochte Tiefsee-Sonar vermuten, einen surrealen Unterwassertraum annehmen, doch das Geräusch war echt. Den Hall im All erzeugte SPUTNIK EINS, der erste russische Satellit. Sein Sound, eine Zeitenwende.
Es war ein Coup ohnegleichen: Obgleich der Satellit wenig mehr konnte, als Signale auszusenden, verpasste er der westlichen Welt einen tiefgreifenden SPUTNIK-Schock. Und überließ die USA journalistischer Häme: Mochten die Amerikaner noch so eilig ihren eigenen Satelliten auf die (Umlauf-)Bahn bringen, er bleib ein verspotteter „SPÄTNIK“.
Der mit 4.000 Euro dotierte internationale Literaturpreis Gesund schreiben der Wiener Ärztekammer wurde 2021 zum zweiten Mal verliehen. Als diesjährigen Siegertext wählte die Jury mein Prosadebüt „Was der Fall ist. Ein Stundenheft.“ aus. Da es in meinem Text um eine unheilbar erkrankte Protagonistin geht, mache ich mir in diesem Blogpost Gedanken zu Gesundheit, Krankheit, erschriebenem Leiden und dem Wert des Erzählens.
Ein selbstlernendes algorithmisches System verstärkt sich mit jeder Information selbst. Das kann sehr nützlich sein, solange die Kontrolle über das System erhalten bleibt. Mindestens genauso wichtig ist, dass der Algorithmus nicht von fehlerhaften oder diskriminierenden Grundannahmen ausgeht, weil er sonst – für die Betroffenen intransparent – „sozial sortiert“[1].
Historisch gesehen, wurzelt Content Marketing im Editorialen. Quantitativ überwiegen daher typische redaktionelle Formen wie Text, Foto, Video und Audio. Content Marketing spricht bislang also vorrangig die sogenannten höheren menschlichen Sinne, das Auge und das Ohr, an. Seit Virtual Reality, Augmented Reality, Live-Kommunikation (Events) ebenfalls von Content durchdrungen sind, erweitert sich die Ansprache auf den Tast-, Bewegungs-, Geruchs- und Geschmackssinn.
Was KI inzwischen alles kann, kompositorisch, zeichnerisch, literarisch, beeindruckt. Die weitaus interessantere Frage ist jedoch, ob KI-Kunst ihrer Zeit und der Kunst voraus sein kann? Raubt KI den Menschen das letzte substanzielle Refugium? Ist es schlimm, wenn dem homo ludens eine macchina ludens zur Seite steht?
Ganz oben in den Chefetagen wünschen viele, dass endlich was geht beim Thema Künstliche Intelligenz (KI). Ganz unten in den selbstorganisierten Spaces der Maker oder Hacker beweisen viele, wie viel mit KI schon längst läuft. Dazwischen, in den weitläufigen Etagen zahlloser Stockwerke ahnen immer mehr, was mit KI auf sie zukommen könnte.
Auf der Sommerleseliste der Stiftung Neue Verantwortung fand ich einen Link zu einem akustischen Museum, das ich jedem zu besuchen empfehle. Ergänzt um einige Gamification-Elemente basteln Geeks daraus schnell ein Top-Altersprognosetool für die sozialen Netzwerke. To be honest, ich kannte ziemlich viele der Sounds noch im Originalbetrieb.
Minuten können über Leben und Tod entscheiden. Ein neues KI-System, das 48 Stunden früher als bisher Nierenversagen bei Patienten vorhersagen kann, ist wirklich von großem Wert, menschendienlich, nicht nur nachrichtlich betrachtet. Was aber, wenn das alles noch gar nicht ausgemacht ist?
Heute morgen (10.08.2019), auf dem Fußweg zum Supermarkt sah ich einen jungen Mann die U-Bahn Treppe hochkommen. Er trug eine getönte orangene Sonnenbrille, nicht ganz erwartbar für den Regentag, aber bitte. Als er ganz oben stand, erkannte ich, dass er einen Langstock führte. Er bewegte sich souverän, der Radius, den er mit dem Langstock auswarf, schien aber mit den überall rumstehenden E-Rollern zu kollidieren. Er drohte, sich zu verhakeln, so dass ich fragte, ob ich ihn kurz etwas fragen dürfte (nämlich ob er Hilfe bräuchte, da stünden kreuz und quer diese neuen E-Roller) und wir kamen ins Gespräch.
Es sind Bedeutungszuschreibungen, kurz Narrative, die beeinflussen, was wir von neuen Technologien halten. Narrative beinhalten Werte und Emotionen, genau deshalb sind sie so stark, persönlich wie gesellschaftlich. Nehmen wir als Beispiel die Elektrifizierung. Der historische Abstand hilft klarer zu erkennen, wo wir mit KI stehen. Ich unterscheide idealtypisch drei Phasen:
Ganz gleich, wo die verschiedenen Modelle zur digitalen Reifemessung beginnen – Struktur, Führung, Kundenkontakt, Produktion, Vertrieb – ein entscheidendes Gebiet lassen alle außer Acht: unser Gehirn. Das ist nachlässig. Gerade, wenn es um sogenannte Künstliche Intelligenz geht. Fakt ist, zu allen Veranstaltungen, bei denen sich Menschen für neue Technologien, digitale Tools, Lernumgebungen und agile Prozesse öffnen sollen, bringen sie nun einmal auch ihr Zwischenhirn mit. Weiterlesen →
Bestsellerautor Ian McEwans Buch Maschinen wie ich – Originaltitel Machines like you (and people like me – ist von der Literaturkritik in Teilen negativ aufgenommen worden. Auf weite Strecken Nacherzählung moderner Technologiephantasien, blasse Charaktere, zu wenig literarische Gestaltungskraft lauten die Einwände. Ich glaube, dass die Bedeutung des Romans vor allem in der Komposition des Plots liegt. Er ist präzise so gearbeitet, dass unsere Kategorien von Richtig/Falsch, Ethisch gut/Ethisch fragwürdig, Gerecht/Ungerecht, Zielführend/Katastrophisch zielführend in all ihrer Ambivalenz ausgespielt werden können.
Das mythische Potential von Namen wurzelt in den Schöpfungsgeschichten der Völker. In den Märchen, Fabeln und Legenden lebt es fort, ungebrochen in seiner Güte und Gefährlichkeit. Segen und Fluch liegen nah beieinander, gute Namensfeen stehen neben bös erzürnten. Wer einmal erlebt hat, wie aufrichtig Eltern um den Namen ihres Neugeborenen ringen, spürt etwas vom Ernst des Aktes – genau wie in den Ritualhandlungen Taufe oder Namensfeier.
Kinder sind keine Erwachsene. Nicht mal en miniature. Genau das macht sie für Künstliche Intelligenz so interessant. Paradox: Jahrtausende erschienen Kinder als unreif und unfertig. Unbrauchbar für die Welt der Wissenden. Heute, erst recht Morgen oder Übermorgen, spielen die Kleinen in der Welt der Großen.
Als die Deutsche WIRED eingestellt wurde, lautete der persönliche Status von Wolfgang Kerler FIRED. Rückblickend betrachtet, darf man vielleicht sagen, zum Glück, denn sonst hätte es die 1E9-Conference am 11. Juli 2019 womöglich nie gegeben. Die Keynote von Christian Mio Loclair Artificial vanity: creative machines thinking about their future eröffnete mit großem Aufschlag.
KI verhilft uns zum Schlaraffenland. Denn die algorithmisch aufgeschlaute Maschinen übernehmen alle anstrengenden, zeitraubenden und gefährlichen Aufgaben. Im Land, wo Milch und Honig fließen, fliegen uns die frisch gebraten Hühnchen bald auf Zuruf in den Mund. Frieden, Frohsinn und Ausgelassenheit gehören auf jeden Fall im Garten Eden dazu. Fragt sich, wie setzen Fotografinnen und Fotografen das ins Bild? Mit kindlichen Paradiesen! Teil 3) meiner Befunde aus Bildagenturen: Wichtel und Spielzeuge.
KI verlangt uns einiges ab: Geld, Strukturreformen, Perspektivenwechsel. Zur Akzeptanz gehört, sich ein eigenes Bild machen. Keine einfache Aufgabe für Fotografinnen und Fotografen, doch die Meister des flüchtigen Moments kennen Auswege. Teil 2) meiner Befunde aus Bildagenturen: Ziemlich beste Freunde.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Darum setzt sich Künstliche Intelligenz (KI) auch gern ins rechte Licht. Nur, wie inszenieren Bildprofis und Laien eigentlich etwas, das schwer zur Gesicht zu bekommen ist? Mein Befund: Überraschend abendländisch und traditionsreich – als Demiurg und Alter Ego.
Kann man die Zukunft dokumentieren? Oder nur zuschauen, wie
sie geschieht? Isabelle Willingers Filmdoku „Hi, AI“ unternimmt den
Versuch. Sie fordert uns auf, Fragen zu stellen.
Wenn die eigenen Kinder einen Pflegeroboter für dich ins Haus holen,
damit du nicht verkalkst, mit was muss du da rechnen? Wenn dir deine
Roboter-Real-Doll-Sexpuppe gesteht: „Ich kann glücklich, traurig,
wütend, eifersüchtig oder ängstlich sein“ – was macht das mit dir? Der
Dokumentarfilm „Hi, AI“ zeigt
ebenso humorvoll wie verstörend, was passiert, wenn künstliche und
natürliche Intelligenz aufeinanderprallen. Die schlechte Nachricht:
Humanoide Roboter und anthropomorphe Androide können bereits viel mehr
als erwartet. Die gute: Aber sie können weitaus weniger als befürchtet.
Oder verhalten sich gute und schlechte Nachricht genau andersherum? Am
Ende des Films kommen die Kategorien gut und schlecht durchaus ins
Wanken, weil jede Menge Fragen entstehen.
Der Berliner Regisseurin ist ein ruhiger, unaufgeregter, hin und
wieder grandios situationskomischer Film geglückt. Eine Dokumentation
über das Miteinander von Menschen und humanoiden Roboter. Andernorts
bereits im Dauerbetrieb, scheinen humanoide Roboter hierzulande eher
noch Gegenstand von Fachkreisen – seien es Gesprächen in Gründer- und
Investorenzirkeln, Vorträge auf Technik-Konferenzen oder Diskurse
innerhalb philosophisch-ethischer Fachtagungen.
Isabelle Willingers Film könnte gelingen, endlich einen breiten
Diskurs anzustoßen und das Thema in die Mitte der Gesellschaft zu
bringen. Die Leistung der Regisseurin besteht unter anderem darin, sich
selbst radikal zurückzunehmen. Willinger erspart uns die doku-typischen
„Experten“-Interviews, stattdessen zeigt sie Speaker in Aktion. Sie
verzichtet auf ein auktoriales Voice-Over, stattdessen blendet sie
Podcasts ein, also ein Dialogmedium.
Der sematische Subtext: Wir alle müssen selbst diskutieren, fragen,
verhandeln und entscheiden,. Doch dazu braucht es Öffentlichkeit.
Öffentlichkeit, die sich im Gespräch der Gesellschaft entwickeln muss.
So gesehen dokumentiert sie dialogische Zukunft im Entstehen. Genau
dieser Kunstgriff macht den Film zu einem bedeutsamen, ja
gesellschaftspolitischen Film von hoher Relevanz.
Wer den Film ganz ohne Vorwissen auf sich wirken lassen
möchte, sollte hier zu lesen aufhören….
Isabelle Willinger gestaltet mit „Hi, AI“ ein Kaleidoskop,
das immer andere, mögliche Zukunftswelten entstehen lässt. Sie eröffnet mit
jedem Handlungsstrang neue Szenensplitter, die Fragen wecken.
Wir sehen, dass die Seniorin Sakurau Pepper wie einen
Dreijährigen behandelt und erkennen, dass der komplizierte Satzbau der
kultivierten Japanerin Pepper überfordert. Erst dieTochter kann Pepper
einen Satz entlocken, weil sie einfacher und artikulierter, eben
robotergerechter spricht. Und insgeheim fragt man sich: Wer hilft hier
eigentlich wem? und wie verändert sich unser aller Sprechen, wenn
Roboter überall unter uns sind? Als dann endlich die ganze Familie
beieinander sitzt und das neue Mitglied Pepper anstrahlt, ist Omas
Stimmung heiter wie nie. Roboter also nur als „Familienmitglied
plusEins?“
Wir sehen, wie der souverän erscheinende Texaner Chuck der
Humanoidin Harmony schlimmste Kindheitserfahrungen anvertraut, was sofort die Frage
wachruft, ob wir Robotern gegenüber womöglich viel ehrlicher sein werden können,
da wir keine gesellschaftliche Rolle einnehmen müssen? Roboter also als Entlastung
vom sozialen Selbst?
Wir sehen den poetischen Tanz eines Roboters mit einem
Ballonkörper und fragen uns, warum sollen Roboter eigentlich anthropomorph
sein? Zumal sie, wenn sie zu menschenähnlich erscheinen, auch wieder abgelehnt
werden, weil wir sie fürchten. Roboter also lieber als Robotoid, denn Humanoid?
Wir sehen die Serviceroboter am Infostand oder in Wartezonen,
die – Vorführeffekt! – gar nicht mal so gut funktionieren. Unwillkürlich fragen
wir uns, wie wohl die wütenden Reaktionen aussehen könnten, die dem Auflegen in
der Warteschleife entspreche und wünschen den freundlichen Service-Humanoiden Begleitschutz.
Roboter also bitte zu behandeln mit mehr Respekt?
Mehr wird nicht verraten. Der Film lohnt sich!
Der Beitrag erschien zuerst auf LinkedIn und in meinem Blog NatürlichKünstlich
Der Forschungsgipfel 2019 (#FoGipf19) war sicher nicht auf Show ausgelegt. Vielmehr bot das Format ein gutes Spektrum über den derzeitigen Diskurs verschiedener Interessengruppen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Bildung im weitesten Sinn. Weiterlesen →