Historisch gesehen, wurzelt Content Marketing im Editorialen. Quantitativ überwiegen daher typische redaktionelle Formen wie Text, Foto, Video und Audio. Content Marketing spricht bislang also vorrangig die sogenannten höheren menschlichen Sinne, das Auge und das Ohr, an. Seit Virtual Reality, Augmented Reality, Live-Kommunikation (Events) ebenfalls von Content durchdrungen sind, erweitert sich die Ansprache auf den Tast-, Bewegungs-, Geruchs- und Geschmackssinn.
1. Visuelles Content Marketing
Zunächst einmal gilt auch im Content Marketing „Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte“. Bilder, bewegt oder unbewegt, sind, rezeptionstechnisch betrachtet, vergleichsweise barrierefrei. Was ein Foto, eine Illustration, eine Infografik, ein animiertes Chart, ein GIF oder ein Video ausdrücken will, erschließt sich, unabhängig vom beigestellten Wort, meist auch Nicht-Nativen oder Illiteraten.
Emotionen erzeugen
Wahrnehmungspsychologisch haben Bilder den entscheidenden Vorteil, unmittelbar emotionale Wirkungen hervorzurufen, da sie nicht den Umweg über das Sprachzentrum im menschlichen Gehirn nehmen müssen. Videos sind im Content Marketing seit Jahren en vogue. Tendenz steigend. Das hat sicher auch mit der kulturellen Vorrangstellung des Sehsinns in westlichen Kulturen zu tun, erklärt aber nicht vollends den durchschlagenden Erfolg.
Auch Videos wecken leichter Emotionen, zumal, wenn sie mit entsprechender Musik unterlegt sind. Hinzu kommt, sie den Moment authentisch wiederzugeben scheinen, was in Teilen die rasche Akzeptanz der instantanen Video-(„Story“)-Formate erklärt. Schließlich eignen sich animierte oder bewegte Bilder hervorragend, um How-to-Inhalte zu erzeugen. Der Vorteil, dass die menschlichen Spiegelneuronen bereits durch das Zusehen beim Kochen, Backen, Reparieren oder Einrichten aktiviert werden und so ungewollt mentale Trainingsprozesse in Gang setzen, ist evident.
Generell lassen sich die im Content Marketing so wichtigen relevanten, sprich: nutzenstiftenden Inhalte sehr gut optisch umsetzen. Besonders, wenn man die Stoffe oder Themen mit der Methode des Storytellings organisiert. Ein Nachteil besteht darin, dass bestimmte Formate austauschbar werden, weil ihre Kompositionslogik immer ähnlicher wird. Die Archetypen des Erzählens (Held, Seher, Mutter etc.) bilden in gewisser Weise ein Standardrepertoire für Content Marketing, das sich dieser Bauprinzipien ebenso stereotyp wie inflationär bedient. Wo sich Themen und Stoffe ähneln, stellen sich Lerneffekte genauso schnell wie Überdruss und Desinteresse ein. Heavy User, zeigte Karminski, scrollen bis zu zwei Kilometer täglich. Mit Recht ist die Frage erlaubt: Was kann den Daumen überhaupt noch stoppen? Der Befund, Content, soweit das Auge reicht, droht daher – metaphorisch gesprochen – blind zu werden.
Neue virtuelle Welten setzen hier effektvoll an. Denn die Unmittelbarkeit der Erfahrung in einer vollkommen artifiziell erzeugten Welt kann einem sprichwörtlich real den Atem rauben. Unsere Sinneseindrücke und unser Gehirn unterscheiden erst einmal nicht, ob es sich um eine Sensation in der realen oder der virtuellen Welt handelt. Wer weiß, wie stark der Konnex zwischen Emotion und Erinnerung ist, kann sich dies zunutze machen. Man muss nicht gleich an Triggerwarnungen denken, aber das Problem ist auch nicht so trivial wie manche es gerne sehen möchten.
2. Auditives Content Marketing
Derzeit erlebt auditives Content Marketing eine regelrechte Blüte. Podcasts kommen gerade neu zu Ehren – auch als sogenannte Blogcasts. Hierbei handelt es sich, wie der Name schon sagt, um vertonte (Unternehmens-) Blogs. Was zeichnet Podcasts aus? Vergleichsweise schlank im Dateiformat, punkten sie mit inhaltlicher Tiefe bei geringem Datenverbrauch. Aus der Limitierung auf den Gehörsinn zieht das Medium weitere Vorteile. Verschiedene Outdoor-Aktivitäten wie Joggen oder mit dem Hund gehen, Erledigungen wie Einkaufen, Aufräumen oder Autofahren lassen sich erheblich sicherer nur mit Zuhören als mit Zuschauen und Zuhören kombinieren.
Drei von vier regelmäßigen Podcast-Nutzern hören, laut Online-Audio-Monitor 2019 Podcasts auch außer Haus. Vor allem im Auto, aber auch auf Reisen mit Bus & Bahn oder im Flugzeug. Podcasts eignen sich zur Nutzung für Regionen mit schlechter Netzabdeckung, was von volumenstarken Videos nicht behauptet werden kann. Im Gegenteil: langsame Downloadzeiten führen zu hohen Abbrecherquoten und begünstigen Absprünge auf andere Seiten. Studien (2018) zeigen, dass knapp ein Viertel der Online-Audio-Nutzer auch Podcasts oder Radiosendungen auf Abruf hört: Das sind 9,4 Millionen Personen ab 14 Jahren. Dabei hat anspruchsvolles Programm wie Nachrichten und Politik, zwar den Themenbereich Comedy und Unterhaltung von den vorderen Plätzen verdrängt. Dennoch werden musikalische Angebote (Streaming-Dienste) mit am meisten genutzt. Podcasts erreichen auch mittlere und ältere Generationen, indes handelt es sich überwiegend um gut gebildete Männer. Besonders schön, wenn Podcasts (analog zu untertitelten Videos) nutzerfreundlich ihre Sequenzierungen zeigen – dank maschinellem Lernen werden diese Betitelungen heute automatisch erstellt.
Auslöser für den jüngsten Hype um Audio sind allerdings digitale Sprachassistenten. Seit der rasant zunehmenden Verbreitung von Alexa, Cortana, Google oder Siri gilt Conversational- oder Voice-Marketing als das nächste große Ding. Allein aufgrund der derzeitigen Datenlage prognostiziert die ARD / ZDF Onlinestudie 2018 eine steigende Akzeptanz dieser Systeme. Obwohl noch nicht lange am Markt verfügbar, hat rund ein Drittel der Bevölkerung angegeben, schon einmal Erfahrung damit gemacht zu haben (S. 411). Digitale Sprachassistenten ermöglichen Verbrauchern, ihre Wünsche und Bestellungen per Sprachbefehl loszuwerden. Indes zeigte der Online-Audio-Monitor 2018 noch klar auf, wo Barrieren bestehen: Aussagen zu vorformulierten Fragen wie „Ich sehe keinen Vorteil, den mir diese Geräte bringen“ (82,9 %) oder „Ich würde mich überwacht fühlen bzw. habe Sorge, dass meine persönlichen Daten nicht ausreichend geschützt sind“ (72,6%) oder „Es ist mir zu unpersönlich, ich rede lieber mit Menschen“ (68,5%) erzielen hohen Zuspruch. Generell sind Frauen hier skeptischer als Männer.
Interaktivität und Relevanz
Der Faktor Interaktivität verändert die Relevanz des Mediums. Schon jetzt kann sogenannte Künstliche Intelligenz anhand der Stimme emotionale Zustände unterscheiden. Aus Sprachmustern von Patienten lassen sich Diagnosen – etwa Depression – erstellen. Versuchsgruppen zeigten signifikante Stimmungsaufhellung durch die Verwendung von entsprechend aufbereiteten Chatbots. Was für Patienten gilt, wird im Consumer Massenmarkt nicht lange auf sich warten lassen.
Du klingst verkatert, soll ich dir Kopfschmerztabletten auf die Einkaufsliste setzen?
Sprachassistenten hören, ob ihre Verwender schlecht drauf oder gut gelaunt sind, sich gesund oder krank fühlen. So soll Amazon ein Patent besitzen, das die Erkältung der Verwender diagnostizieren kann. Es ist absehbar, dass an diesen Schnittstellen zwischen Sprachassistenten und Verwendern Räume für Content Marketing entstehen. Zwischen dem Befund „Du klingst erkältet“ und dem Vorschlag „Soll ich deine Termine für heute absagen?“ sind auch andere Inhalte denkbar: „Weißt du, welche natürlichen Heilmittel am besten wirken?“ oder „Vor einem Jahr hast du dir Nasonol Nasenspray gekauft, soll ich dir jetzt wieder eine Flasche davon bestellen?“ Je lückenloser Bestellservices und Lieferketten ineinandergreifen und je automatisierter der Bestellvorgang erfolgt, desto mehr verweben sich kommunikative Probleme mit ethischen und rechtlichen: „Alexa bestell, mir noch mal das Nasenspray von letzter Woche“ klingt erst einmal simpel. Dennoch wirft die neue Technologie verschiedenste Fragen auf:
- Was , wenn der Beipackzettel ausdrücklich von einer Nutzung über 7 Tage abrät?
- Wie könnte eine vernünftige digitale Information aussehen, die nicht nervt, sondern berät?
- Wie soll ein niedrigschwelliger, wie ein wichtiger Warnhinweis klingen? Sollten Sounddesigner an einer internationalen Soundkultur arbeiten, um Standards zu etablieren?
- Oder sollte jede Marke ihre eigenen akustisch-stimmlichen Bibliotheken entwickeln?
Diese und andere Fragen werden künftig eine Rolle spielen. Ohne, dass die Entwicklung vorhergesagt werden könnte, ist doch zu erwarten, dass es zu Neuerfindungen und Wiederbelebungen kommt. Die sogenannten Alexa-Skills sind ganz darauf eingerichtet, mittels Schnittstellen, Content Marketing Lösungen für den Privatgebrauch zu ermöglichen. Sounddesign spielt höchstwahrscheinlich eine verstärkte Rolle. Bereits früher haben Marketeers die Dimension Audio sowohl für den Bereich Corporate als auch für den der Produkte mit Jingles und Soundeffekten erfolgreich für sich erschlossen. Es gibt keinen Grund, davon auszugehen, warum das künftig bei Stimmen anders sein sollte.
3. Taktiles Content Marketing
Unter taktilem Content Marketing verstehen ich alles, was unter Zuhilfenahme haptischer Erfahrungen relevante und nutzenstiftende Inhalte produziert. Nicht nur Luxusmarken nutzen die Qualität des Anfassens, um die gediegene Qualität ihrer Produkte und Services greifbar zu machen. Die (innen-)architektonische Gestaltung von Firmenrepräsentanzen, das Design von Messeständen oder die Präsentation von Produkten sind hier genauso zu erwähnen wie die Inszenierung von Jubiläen, die Auswahl von Give Aways oder die Gestaltung der Unternehmensberichte. Sie alle machen sich die eminenten haptischen Effekte von Materialqualitäten, Oberflächenveredelungen, technischen Ausführungen oder Präzisionswerkzeugen zu Nutze. Dezent oder dominant, subtil oder ausdrucksstark, kaum merklich oder mit Wucht – das Taktile kennt eine breite Palette an Nuancen, die an den Kontaktpunkten von Kunde und Marke strategisch sehr bewusst zum Einsatz kommen.
Das physische Markenerleben ist dabei zentral. Markenwerte haptisch erlebbar machen und nutzenstiftende Inhalte haptisch zu erzählen, stellt eine eigene Herausforderung dar. Besonders dann, wenn sie über die reale Stofflichkeit hinausgeht. Wiewohl noch arg unkomfortabel, demonstrieren Virtual Reality-Brillen und entsprechende Handschuhe taktiles Markenerleben in einer zunehmend digitalisierten Umwelt. Künftig werden leichtere, weitaus komfortablere Kommunikationsebenen entstehen. Als ihre Vorläufer können Wearables, also, intelligente Bekleidung, smarte Accessoires oder ultraleichte Devices gelten. Kleidungsstücke, die mithilfe von Computern, Halbleitern, Bakterien oder in Vitro erzeugtem Menschenleder mehr können als ihre Träger: gut aussehen zu lassen. Wer glaubt, dass dies reine SciFi-Phantasie bleibt, mag sich Bioscience- und Ki-basierte Couture-Innovationen der jüngsten Zeit anschauen. Kleidung, die für ihre Träger: spricht, fühlt, Kontakte anbahnt oder Biodaten überprüft, hängen in den Schneidereien technologieaffiner Modemacher: bereits auf dem Kleiderbügel. Teilweise transparent wie ein Seidenstrumpf, teilweise kompakt, aber flexibel durch am 3D-Drucker erzeugte Strukturen, stets adaptiv-intelligent.
Die eigentliche taktile Innovation wird durch körpernahe oder gar körperintegrierte Medien entstehen, also technische Erweiterungen, die mittels (sub-)kutan bzw. systemisch implantierten Chips oder eingebettete Systeme entstehen. Schon jetzt zeigt sich anhand der Quantified Self Bewegung, dass die von ihr gesammelte Fülle an biometrischen Daten der Auswertung und Interpretation bedarf. Mag diese auch an Algorithmen delegiert werden, wer Informationen wie Kalorienmengen, Blutfettwerte, Schrittzahlen oder Schlafzeiten ins Netz stellt, um sie mit anderen zu teilen, will kommunizieren. Und genau an diesen Schnittstellen bieten sich neu entstehende Möglichkeiten zur Vermarktung. Sei das Ziel eine höhere Selbsterkenntnis, wie Yuvahl Noah Harari meint, die Förderung der persönlichen Gesundheit, die Senkung der Gemeinkosten oder die Entwicklung gerechter Versicherungsangebote – hier sind eine Vielzahl an Verwertungsinteressen denkbar. Erst recht, wenn man an die erstarkende Cyborg-Bewegung denkt.
4. Gustatorisches und olfaktorisches Content Marketing
Der, kulturhistorisch betrachtet, am wenigsten geachtete Sinn, unser Geruchssinn, hatte immer schon einen anerkannten Bruder, den Geschmackssinn. Wie eng beide Sinne zusammengehören, wird nicht nur jedem klar, der kurzfristig an einer Erkältung leidet.
Seit einiger Zeit erfährt besonders der Geruchssinn ungeahnte Wertschätzung. Beweisen doch wissenschaftliche Experimente, dass gerade von ihm sehr nachhaltige Effekte ausgehen. Immer wieder überrascht, wie präzise und wie lange Kindheitsgerüche im Gehirn gespeichert sind, wie stark bestimmte Duftstoffe eine lange vergessen geglaubte Erinnerung wachrufen. Das berühmte „Madeleines“-Beispiel von Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ hat Neurowissenschaftler weltweit zu Nachforschungen veranlasst: Wie kommt es zu den genauen Erinnerungen an jenen Kindheitsort Combray, die beim Genuss von Tee und Madeleinegebäck plötzlich und unverhofft in dem der Erzähler aufsteigen?
Die enge Verbindung von Geruch bzw. Geschmack und Erinnerung basiert auf biochemischen Prozessen in der Natur. Kein anderer Sinn wirkt so direkt auf das limbische System, was mit der neuronalen Verschaltung zwischen den Geruchsrezeptoren und der Amygdala zu tun hat. Das limbische System ist bekanntlich das älteste Gehirnareal, das sogenannte Reptiliengehirn, in dem vorbewusste und reflexhafte Prozesse verortet sind. Über 350-400 Rezeptortypen in der Geruchsschleimhaut sorgen dafür, dass Menschen bis zu eine Billionen Gerüche unterscheiden und erinnern können. Das Geruchsgedächtnis war entwicklungsgeschichtlich gesehen, das wichtigste. In ihm wurde zwischen gutem und giftigem Futter, zwischen gefährlicher oder harmloser Witterung unterschieden. Olfaktorisches- bzw. Neuromarketing versuchen diese biochemischen Prozesse systematisch für kommunikative Aufgaben zu erschließen. Geruchsmischungen, die den Abverkauf steigern, die Verweildauer erhöhen, die Vorfreude oder Begierde wecken werden längst flächendeckend eingesetzt – nur eben, aufgrund der Unsichtbarkeit der Duftmoleküle, oft kaum merklich.
Der Umstand, dass sie teilweise unterhalb der Wahrnehmungsschwelle bleiben, gleichwohl signifikante Wirkung erzeugen, wird im Duft- und Geschmacksmarketing strategisch gezielt genutzt. Aroma-Vapore finden sich in Lebensmittelgeschäften, Modeboutiquen, Cafes, Eisenbahnwagons, Automobilen, Unternehmenszentralen, Hotellobbys, Arztpraxen, Sanitärbereichen, und vielerorts mehr. Teilweise inszenieren sie mit – in der Regel künstlich erzeugten – Aromen erwartbare Düfte, so etwa in Bäckereien der Geruch frischer Brötchen, obwohl diese gar keine Backstube mehr vor Ort haben. Teilweise schaffen Aromen auch Duftwelten, die unterschwellig appetitanregend wirken, etwa in Einkaufspassagen. Das Spektrum ist praktisch unbegrenzt. Sogar angstmindernd können bestimmte Gerüche wirken zum Beispiel in Unterführungen oder Tiefgaragen. Bei der Kreation von Düften für Unternehmen (Corporate Scents) oder Produkte, geht es Marketeers darum, die jeweilige Markenwelt sinnlich erlebbar zu machen. Ein lederausgekleidetes Cockpit in einem Premiumfahrzeug steigert das Markenerlebnis von individuellem Luxus – notfalls mit Aromen, die so authentisch wie möglich nach Leder und dem gewissen je ne sais quoi der Marke riechen.
Alle der geschilderten Beispiele haben mehr oder weniger mit konkreten analogen Erfahrungen zu tun. Doch was, wenn auch Geruch digitalisierbar wird? Auf Grund seiner Komplexität zählt die digitalisierte Nutzung des Geruchssinns bislang zu den anspruchsvollsten Aufgaben. Während sich Farben via RGB-Farbskala über drei vergleichsweise einfache Dimensionen darstellen lassen, stellt sich die Ausgangssituation für Gerüche mit mehreren hundert Rezeptortypen komplizierter dar. Gleichwohl hat die Biotechnologie erkennbare Fortschritte in der Rekonstruktion gemacht. Wen wundert’s, erlaubt die digitale Reproduktion von Duftmolekülen und ihrer Wirkungsweisen doch vielfältige Verwertungsszenarien. Experimente zeigen, dass die Realisation von Gerüchen durch die Stimulanz von Nervenzellen in bestimmten Gehirnarealen erfolgen kann.
Vergleichsweise primitiv muten dagegen Rubbelkärtchen mit integrierten Duftstoffen an, die seinerzeit kurz und erfolglos in Kinos zum Einsatz kamen. Die digital-virtuelle Eroberung des menschlichen Sinnesspektrums verläuft nach der Maxime: von Illusion zu Immersion. Bio-Enhancement für alle? Kurzfristig wohl eher nicht. Doch man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass hier mittel- und langfristig Möglichkeiten zur Steigerung der sinnlichen Intensität liegen. Das kann für verschiedene Sektoren interessant sein – auch wenn prima vista der Gaming- und Entertainmentsektor naheliegen.
Krankheiten haben ihre Gerüche
Ein Beispiel, das breite Zielgruppen im medizinischen Sektor interessieren dürfte: Krankheiten haben ihre Gerüche. Bisher kommen sehr erfolgreich Krankenhaushunde zum Einsatz. Tiere, deren Suchenergie für den Zeitraum einer dreißig Minuten dauernden Fährtenjagd reicht. Mit äußert hoher Trefferquote, aber von Natur aus nur für dreimal am Tag vorgesehen. Sofern sich die Geruchsdetektion und -simulation in einem komfortablen technischen Gerät darstellen lässt, das noch dazu rund um die Uhr verfügbar ist, könnte der Einsatz von Hunden verzichtbar sein. Klein wie eine e-Zigarette oder ein Mini-USB Stick, sind nutzenstiftende Inhalte im Bereich des Geruchs vorstellbar, die dann auch das Spektrum im Content Marketing erweitern.
Content Marketing wird sich weiter entwickeln müssen. Der vergleichsweise jungen Disziplindürfte das kaum schwerfallen, hat sie ihren Siegeszug doch bisher auch durch hohe Experimentierfreude angetreten. Gleichwohl liegt in neuen Kanälen gleichzeitig Fluch und Segen. Content Marketing erhält auf Wegen zu Verbrauchern Zugang, die, nicht nur bei Cyborgs, in intime Nahbereiche führen. Inwieweit hier Akzeptanz entsteht, dürfte davon abhängen, wie sensibel, intelligent und konzedierend Content Marketing künftig zu agieren gelingt.
OAM 2018, 86. Angaben in Prozent; Basis: 31,727 Mio. Online-Audio-Nutzer ab 14 Jahre in Deutschland, die weder einen Sprachassistenten besitzen, noch eine Anschaffung planen (n=3.936)