Was KI inzwischen alles kann, kompositorisch, zeichnerisch, literarisch, beeindruckt. Die weitaus interessantere Frage ist jedoch, ob KI-Kunst ihrer Zeit und der Kunst voraus sein kann? Raubt KI den Menschen das letzte substanzielle Refugium? Ist es schlimm, wenn dem homo ludens eine macchina ludens zur Seite steht?
Alles menschlich Erschaffene unterliegt Gestalt- und Formprinzipien. Diese lassen sich nun mehr oder weniger gut reproduzieren. So what?! Schon immer gab es Mal-Schulen, in denen „im Stil von“ gefertigt wurde. Warum sollte es also ein Problem sein, wenn eine Maschine epigonal zu malen beginnt?
Zunächst mal, ja, sie kann. Insofern sie alle möglichen Formen einer Gestaltsprache beinhaltet, müsste sie früher oder später auch alle möglichen reproduzieren können. Inzwischen arbeiten zahlreiche Kunstschaffende sehr bewusst mit KI als inspirationsfördernde Kraft. Das schließt kritische Distanz oder Sensibilität für Folgenabschätzung überhaupt nicht aus. Stichwort: Technophilosophie, Datenethik, Ideenklau, Urheberschutz usw.
Wie eine Gesellschaft Kreativität und Kunst bewertet, welche Kraft sie ihr zuschreibt und mit welchen Narrativen sie belegt wird, lässt Erkenntnisse über eine Gesellschaft zu. Das ZKM Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe oder das V2 Lab for unstable media in Rotterdam etwa bereiten in diesem Sinne das Feld. Es betreten und darüber reden müssen wir schon selber. Oder reinschauen in den Spiegel – zum Beispiel in das Mirror Piece von Marnix de Nijs.
Der Beitrag stellt eine überarbeitete Fassung des Beitrags vom 1. November 2019 dar.