Ein Worldwideweb soll er sein – nur eben zum Ein- und Aussteigen. Am liebsten gleich per Klick vor der Haustür. Rund um die Uhr im Betrieb, überall verfügbar, barrierefrei, Highspeed und mit günstiger Flatrate. Klingt klasse. Dumm nur, dass da noch einige Kleinigkeiten an Hardware, Logistik, Timing zu lösen wären.
Die nicht immer in der Hand des ÖPNV liegen und doch an seinem Markenimage kratzen. Die zum Teil damit zu tun haben, dass die Infratsruktur Münchens niemals für das Fahrgastaufkommen der Jetztzeit gedacht war. Hinzu kommt ein komplexes Set an Akteuren und Regulierung – immerhin handelt es sich bei dem Öffentlichen Personennahverkehr um eine rechtlich garantierte Grundversorgung von Verkehrsinfrastruktur und Beförderung, kurz eine Daseinsvorsorge für alle.
Der ÖPNV steckt in einem gewissen Paradox. Eigentlich könnte er am schnellsten für eine Verringerung der Emissionen sorgen, weil er die beste Ökobilanz bietet und 30 Prozent der Wegstrecken ausmacht. Doch da neue Tram- und U-Bahntrassen planungsintensiv, zeitaufwändig und teuer sind, kann der ÖPNV seinen Vorteil nicht in Gänze ausspielen. Anders die Busflotte. Angesichts steigender Einwohnerzahlen soll sie mittelfristig verdoppelt, auf Elektrobetrieb umgerüstet und in ihrer Taktung ausgebaut werden.
Komfortabel und emissionsfrei will der Münchner ÖPNV der Zukunft sein. Welche Aufgaben sich auf dem Weg stellen, präsentierten gestern Sinaida Cordes, Sandra Franz und Pia Schauz von den Stadtwerken München in kurzen Impulsen. Der Münchner Hub von Women in Mobility (@WomeninMobility), ein wachsendes Netzwerk aus Frauen (und #HeforShe unterstützenden Männern) in der Mobilitätsbranche verfolgte interessiert die zentralen Herausforderungen. Darunter, kaum verwunderlich, die Digitalisierung, besonders deren nutzerzentrierte Gestaltung. Am Beispiel neuer Produkte, etwa dem Ridepooling Dienst Isartiger mit derzeit 6.000 registrierten Usern, dem Frauentaxi oder der neuen Plattform Mobility Inside zu Integration von Diensten verschiedener Mobilitätsanbieter. Ein interessantes Aufgabenfeld, auch für IT-Fachkräfte im weitesten Sinn.
Danach ging’s ab ins Goldfischglas. In leicht abgewandelter Form zumindest baten die Gastgeberinnen zur Fishbowl-Diskussion. In dem Format können Zuhörende das Panel immer wieder mit besetzen und durch eigene Fragen ad hoc moderieren. Fragen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz, zur Prognose von Fahrgastaufkommen, zur Anbindung des ländlichen Gebietes, zur nutzerfreundlicheren Gestaltung der Fahrgastkabinen, zum Pricing, der Inspiration durch andere Städte, zur Unterstützung seitens der Politik, zur Bedeutung der Marke, zu immer verschiedeneren Mobilitätsteilnehmenden zeigten die Bandbreite der Diskutierenden.
Wieso hängen die nicht einfach noch einen Wagenteil an die U-Bahn dran?
Wenn es so einfach wäre. Die Teilnehmerinnen des Women in Mobility München und die Frauen des SWM eigenen Frauen Netzwerks Expertise könnten jetzt noch genauer Antworten geben. Wir wären dann so frei.